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Friday, 11 January 2008
Kritik von Kunsthistorikern und Architekten am Berliner Schlosswettbewerb
Wer gehofft hatte, mit der Ausschreibung zum Architektenwettbewerb für den Neubau des Berliner Schlosses sei die Grundsatzdiskussion beendet und man könne nun in Ruhe die Entwürfe der Architekten abwarten, sieht sich getäuscht. Das Schloss, auch wenn es denn in Teilen als Kopie reproduziert sein wird, dürfte nicht die allseitige Akzeptanz finden. Zu vielschichtig und disparat ist die kunsthistorische, stadtplanerische, stadtgestalterische, architektonische, kultur- und gesellschaftspolitische Gemengelage, als dass sich ein gesamtgesellschaftlicher Konsens daraus entwickeln könnte.
Schon die Kunsthistoriker sind sich nicht einig: Die einen rühmen das Schloss im Hinblick auf Schlüters Anteil als Hauptwerk der Barockbaukunst, die anderen kritisieren es als im internationalen Schlösservergleich undifferenzierte Kiste und unglückliches Konglomerat und verweisen auf die nachrangigen Erweiterungen durch Eosander von Göthe sowie die wilhelminische Kuppel. Wobei es gerade diese Teile sind, die die Stadtbildpräsenz des Schlosses ausmachen. Stadtgestalter preisen das Schloss als Abschluss und Blickpunkt der Linden, Stadtplaner wiederum sehen es als autistischen Kasten mit umgebendem freiem Schussfeld, das sich nie in die Stadtstruktur integrieren konnte und für die Bürger immer eine Durststrecke auf dem Weg durch die Stadt darstellte.
(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 03.01.2008)
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