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Monday, 10 September 2007
Adel in der DDR - Herrenschreiter auf sowjetrotem Teppich
Hans Michael Kloth
Nicht alle ostdeutschen Adeligen gingen nach 1945 in den Westen. Wer als Edelmann im Arbeiter- und Bauernstaat blieb, wurde oft genug nur wegen seines Namens schikaniert - oder aber er machte damit Karriere.
Nach dem Mauerfall 1990 sind sie zurückgekehrt: All die Puttbusse und Pillnitze, die Arnims und Alvenslebens haben ihre einstigen Familiensitze im Osten dieses Landes zurückgekauft oder - wenn ihre Väter und Großväter den Anstand besessen hatten, sich Hitler entgegenzustellen - zurückbekommen.
Mancherorts sind die Heimkehrer mit offenen Armen als Investoren oder sogar als die alten "Herrschaften" aufgenommen worden. Weit häufiger schlug ihnen herzliche Ablehnung entgegen, erfüllten sie das Klischee der sozialistisch sozialisierten Normalbürger Ost doch gleich dreifach: Wessi, Kapitalist - und von Adel.
Zwar war Karl Marx höchstselbst mit einem adeligen Fräulein verehelicht gewesen; seine treue Jenny war eine geborene von Westphalen. In seinem Werk ließ er dennoch kein gutes Haar am ersten Stand: Statt in "Treue, Liebe, Glauben" mache der Adel "nun vor allem in Runkelrüben, Schnaps und Wolle", spottete er Ende 1848 in der "Rheinischen Zeitung".
Feudaler Glanz für die Genossen
"Ihr unheilvoller Einfluss", dozierte auch das SED-offizielle "Wörterbuch der Geschichte" unter dem Stichwort "Junker", "trug wesentlich zu dem besonders aggressiven Charakter des deutschen Imperialismus bei." Kein Wunder also, dass nach der Machtübernahme der Kommunisten 1945 die so Geschmähten fast geschlossen die Elbseite gen Westen wechselten.
Doch eben nur fast geschlossen. Denn trotz der Hatz der neuen Herren auf alles, was im Sozialismus nach alten feudalistischen Zöpfen aussah, blieb eine Handvoll Adeliger daheim - als bloße "Bürger", und dann auch noch der "DDR".
Wie viele ihrer blaublütigen Standesgenossen unter der roten Diktatur ausharrten, weiß man nicht einmal bei den Adelsverbänden. Der "Verein sächsischer Adel" immerhin schickte zwischen 1956 und 1960 Pakete an gerade noch 87 Vettern und Basen mit "Sowjetzonen-Adressen", dafür im Gegenwert von immerhin 10.000 Mark West.
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